Esel

Esel

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Esel ['e:zl̩], der; -s, -:
dem Pferd verwandtes, aber kleineres Tier mit grauem bis braunem Fell, kurzer Mähne und langen Ohren:
ein störrischer Esel.
Zus.: Maulesel.

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Esel 〈m. 5
1. 〈Zool.〉 graugefärbter Einhufer mit Quastenschwanz u. langen Ohren: Equus asinus
2. 〈fig.〉
2.1 Gestell, Sägebock
2.2 〈umg.〉 Dummkopf, Tölpel
● der \Esel nennt sich selbst zuerst 〈fig.; umg.〉 tadelnder Kommentar, wenn jmd. eine Aufzählung von Personen mit sich selbst, d. h. mit „ich“, beginnt, da dies als unhöflich empfunden wird; ein \Esel schimpft den anderen Langohr 〈Sprichw.〉 einer wirft dem anderen die eigenen Fehler od. Dummheiten vor; ich alter \Esel 〈fig.; umg.〉; störrisch wie ein \Esel sein 〈fig.; umg.〉; ein \Esel in der Löwenhaut 〈Sprichw.〉 ein Dummkopf, der sich ein gewichtiges, grimmiges Aussehen geben will; wenn es dem \Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis (tanzen) 〈Sprichw.〉 wer dumm ist, wird leicht übermütig, überschätzt sich; er passt dazu wie der \Esel zum Lautenschlagen 〈Sprichw.〉 überhaupt nicht, gar nicht [<ahd. esil, got. asilus <germ. *asiluz <lat. asinus „Esel“]

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Esel , der; -s, - [mhd. esel, ahd. esil < lat. asinus od. asellus (Vkl.), wohl aus einer kleinasiatischen Spr.]:
1. dem Pferd verwandtes, aber kleineres Säugetier mit grauem bis braunem Fell, kurzer Mähne, langen Ohren u. Quastenschwanz:
ein störrischer E.;
beladen wie ein E. sein;
R der E. geht voran (kritisch-saloppe Äußerung, wenn sich jmd. [unhöflicherweise] an die erste Stelle setzt);
Spr wenn es dem E. zu wohl wird, geht er aufs Eis [und bricht sich ein Bein]/geht er aufs Eis tanzen (ugs.; wenn es jmdm. zu gut geht, wird er übermütig [u. fügt sich selbst Schaden zu]).
2. (salopp) Dummkopf, Tölpel, Tor (oft als Schimpfwort):
du E.!;
so ein alter E.;
R der E. nennt sich zuerst (es ist unhöflich, sich selbst vor einer anderen Person zu nennen (kritisch-saloppe Äußerung, wenn sich jmd. unhöflicherweise an erster Stelle nennt).

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Esel
 
[althochdeutsch esil, von lateinisch asinus »Esel« oder asellus »kleiner Esel«], Afrikanischer Wildesel, Ẹquus asinus, ursprünglich in Nordafrika und Südeuropa, später auch in weiten Teilen Asiens sowie Amerikas verbreitete Art der Pferde; mit großem Kopf, charakteristischen langen Ohren, kurzer, aufrecht stehender Nackenmähne, »Kastanien« (Hornwarzen) an den Vorderbeinen und langem Schwanz mit Endquaste. Grundfärbung gelblich graubraun bis grau, immer mit dunklem Aalstrich, zum Teil schwärzlicher. Querstrich in der Schultergegend (»Schulterkreuz«), hellem Bauch; oft mit hellfarbigem Maul. Die Schulterhöhe schwankt zwischen 0,76 m (Zwergformen) und 1,60 m (z. B. Katalanischer und Poitou-Riesenesel).
 
Von den ursprünglichen drei Unterarten ist mindestens eine, der Nordafrikanische Wildesel, ausgestorben; der gelblich graue Nubische Wildesel und der graue Somali-Wildesel sind stark bedroht. Letzterer wird in einigen Zoos erfolgreich gezüchtet.
 
Der Nordafrikanische Wildesel ist die Stammform des Hausesels. Bei diesem unterscheidet man zahlreiche Rassen, darunter den großen Poitou-Riesenesel in Frankreich (dunkelbraunes bis schwarzes, zotteliges Fell, Maul und Augenring hell), den fast ebenso großen Puliesel in Süditalien, den kleinen Savoyesel im Alpengebiet (äußerst trittsicher in schwierig zu begehendem Gebirgsgelände) und den relativ kleinen Makedonischen Esel auf der Balkanhalbinsel. - Hausesel lassen sich mit Hauspferden kreuzen (Männchen Pferd × Weibchen Esel Maulesel; Männchen Esel × Weibchen Pferd Maultier), doch sind die Nachkommen (im Unterschied zum Halbesel) fast stets unfruchtbar und müssen immer wieder neu gezüchtet werden. Esel werden genutzt als Reit- und Lasttier, zur Züchtung von Maultier und Maulesel sowie zur Fleischproduktion.
 
 
Die ältesten Abbildungen von Wildeseln sind jungsteinzeitliche Felszeichnungen in der Sahara und zum Teil noch frühere Darstellungen in südeuropäischen Höhlen. Die Domestikation des Esels erfolgte im 4. Jahrtausend v. Chr. im Niltal. Die Reliefs Ramses' II. am Tempel von Karnak zeigen Lastesel.
 
Von Ägypten aus gelangten Hausesel über Palästina und das heutige Syrien nach Mesopotamien. Aus der frühen Bronzezeit Palästinas (3000-2500 v. Chr.) sind Eselsknochen von Tell ed-Duweir und eine kleine Eselsfigur aus Ton von Jericho bekannt. Der älteste Beleg für Esel als Reittiere dürfte eine Abbildung auf einer goldenen Dolchscheide aus Byblos (17.-15. Jahrhundert v. Chr.) sein.
 
Über Kleinasien gelangte der Esel auf die Balkanhalbinsel, von da zu Griechen und Römern. In der homerischen Zeit war der Esel noch selten, er diente v. a. zur Zucht der geschätzten Maultiere. Erst 684 v. Chr. wird er von Tyrtaios als Lasttier erwähnt. In Mitteleuropa wurde der Esel nie ein wichtiges Haustier. Nach Deutschland kam der Esel im Mittelalter durch Mönche, die ihn als Lasttier hielten. Später wurde er auch außerhalb der Klöster, v. a. als Mülleresel, verwendet.
 
In der christlichen Kunst wird der Einzug Christi in Jerusalem auf einem Esel bereits auf frühchristlichen Sarkophagen dargestellt, ebenfalls Ochs und Esel an der Krippe bei der Geburt Christi. Ein weiteres häufiges Motiv mit Eseln ist die Flucht nach Ägypten. - In der christlichen Symbolik wird der Esel gelegentlich als Sinnbild der Unbeständigkeit, des Wankelmuts, der Trägheit, des Eigensinns, der Torheit und der rohen Sinnlichkeit und weltlichen Lust (lateinisch luxuria) verstanden, z. B. der musizierende Esel in der romanischen Bauplastik. Dem heiligen Antonius von Padua wurde in der deutschen Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts ein kniender Esel als Attribut beigegeben.
 
Aus dem 3. Jahrhundert stammt das Graffito eines Spottkruzifixes vom Palatin in Rom (1856 entdeckt), das die frühen Christen als Eselsanbeter verhöhnt. König Midas I. wurde seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. mit Eselsohren dargestellt, die er von Apoll erhielt, weil er die Musik Pans bevorzugte. Musizierende Tiere, darunter ein Esel mit Harfe, tauchen erstmals auf einem sumerischen Rollsiegel von 2700 v. Chr. auf, ebenso in den Königsgräbern von Ur (um 2500 v. Chr.) oder auf einer ägyptischen Zeichnung um 1200 v. Chr.
 
Im Volksglauben galt der Esel als Geistererscheinung (Teufel). Im Brauchtum erscheint der Esel u. a. in Verbindung mit Weihnachtskrippe, Palmsonntag (Palmesel) und Sankt Nikolaus sowie als Maske in den Zwölf Nächten. Seine Verwendung als Schandsymbol stammt aus altem Rechtsbrauch (Eselsritt für streitsüchtige Eheleute; Anhängen einer Eselsfigur als Ehrenstrafe für Soldaten und für Schulkinder). Eselsbegräbnis heißt die Bestattung in ungeweihter Erde. Haar und Blut des Esels galten in der Volksmedizin u. a. als Mittel gegen Asthma. - In den USA wurde der Esel in den 1870er-Jahren das Symbol der Demokratischen Partei.
 
 
M. Vogel: Onos Lyras. Der E. mit der Leier, 2 Bde. (1973);
 M. Vogel: Chiron, der Kentaur mit der Kithara, 2 Bde. (1978);
 G. Heinz-Mohr: Gott liebt die E. (1978);
 G. Heinz-Mohr: Lex. der Symbole. Bilder u. Zeichen der christl. Kunst (81984).
 

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Esel, der, -s, - [mhd. esel, ahd. esil < lat. asinus od. asellus (Vkl.), wohl aus einer kleinasiatischen Spr.]: 1. dem Pferd verwandtes, aber kleineres Säugetier mit grauem bis braunem Fell, kurzer Mähne, langen Ohren u. Quastenschwanz: ein störrischer E.; dumm, bepackt, beladen wie ein E. sein; R dich/mich hat [wohl] der E. im Galopp verloren (scherzh. Erwiderung, wenn man seinen Geburtstag nicht nennen will); der E. geht voran (kritisch-saloppe Äußerung, wenn sich der damit Gemeinte [unhöflicherweise] an die erste Stelle setzt, Erster sein will); dastehen wie Buridans E. (bildungsspr.; sich zwischen zwei gleichwertigen Dingen nicht entscheiden können; bezieht sich auf eine Parabel des frz. Philosophen J. Buridan, 1300-58, nach der ein hungriger Esel aus Unentschlossenheit vor zwei gleichen Bündeln Heu verhungern würde); Spr wenn es dem E. zu wohl wird, geht er aufs Eis [und bricht sich ein Bein]/geht er aufs Eis tanzen (ugs.; wenn es jmdm. zu gut geht, wird er übermütig [u. fügt sich selbst Schaden zu]); wenn man den E. nennt, kommt er gerennt (salopp; jmd. erscheint gerade dann, wenn man von ihm spricht); *ein E. in der Löwenhaut (ein Dummkopf, der sich wichtig tut u. sich ein besonderes Ansehen zu geben versucht; nach einer Fabel Äsops, in der der Esel sich in einer im Wald gefundenen Löwenhaut verkleidet u. Menschen u. Vieh erschreckt, bis seine wahre Natur jedoch bald erkannt wird). 2. (salopp) Dummkopf, Tölpel, Tor: du E.!; so ein alter E.; Warum wirft mich der E. nicht zu Boden, warum vergewaltigt er mich nicht? (Dorpat, Ellenbogenspiele 101); R der E. nennt sich zuerst. 3. (ugs., scherzh.) a) Fahrrad; b) Motorrad, Moped.

Universal-Lexikon. 2012.

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